Maigret - 21 - im Haus Des Richters by Georges Simenon

Maigret - 21 - im Haus Des Richters by Georges Simenon

Autor:Georges Simenon [Simenon, Georges]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
ISBN: 9783257238211
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2008-08-14T22:00:00+00:00


7

Fragen Sie das den Kommissar

Welch ein Vergnügen, um acht Uhr morgens die schmale Treppe mit dem Geländer aus Kiefernholz hinabzugehen, das in der Sonne glänzte, den menschenleeren Saal zu betreten und sich an den gewohnten Tisch zu setzen, wo bereits gedeckt war: eine große Steingutschale, hausgemachte Wurst, fangfrische Krabben.

»Thérèse!«, rief er und setzte sich. »Meinen Kaffee!«

Die Wirtin kam selber.

»Thérèse ist gerade beim Fleischer.«

»Sagen Sie, ich sehe keine Menschenseele im Hafen, dabei ist Ebbe. Haben die Leute Angst vor Kälte?«

»Das ist die Nipptide«, erklärte sie.

»Wie bitte?«

»Man kann nicht zu den Muschelzäunen bei den kleinen Fluten.«

»Das heißt, die Muschelzüchter arbeiten nur die Hälfte der Zeit?«

»Aber nein! Die meisten haben Land, Marsch, Vieh.«

Sogar Méjat wurde freundlich begrüßt, trotz seiner Brillantine und eines albernen Schals in allen nur denkbaren Grünschattierungen.

»Setz dich und iss was. Erzähl mir, was du bei dieser armen Alten herausgekriegt hast.«

Es ging um die Mutter von Marcel. Ehrlich gesagt, hatte Maigret nichts dagegen gehabt, dass er diese Aufgabe dem Inspektor hatte überlassen können.

»Ein altes ländliches Haus, wie? Alte Möbel, die einen Geruch vergangener Zeiten ausströmen. Ein Uhrgehäuse mit einem Messingpendel, das seine glänzende Spur träge hin und her zieht …«

»Ganz falsch, Chef. Das Haus wird jedes Jahr frisch gestrichen. Statt der alten Tür haben sie eine moderne mit auf alt gemachten schmiedeeisernen Beschlägen eingesetzt. Die Möbel stammen aus einem Warenhaus am Boulevard Barbès.«

»Zuerst hat sie dir was zu trinken angeboten.«

»Ja.«

»Und da konntest du nicht nein sagen.«

Der arme Méjat wusste gar nicht, was daran hatte falsch sein können, dass er ein Glas Selbstgebrannten annahm, aromatischen Mirabellengeist.

»Du brauchst nicht rot zu werden. Ich musste nur an jemanden denken …«

Vielleicht an sich selbst, wie er da im Haus des Richters getrunken und gegessen hatte?

»Manche können eben nein sagen und andere nicht. Du bist zu der Alten gegangen, um ihr belastende Auskünfte über ihren Sohn zu entlocken, und da hast du erst mal ihren Mirabellengeist getrunken. Ich denke, dass der Richter sehr wohl jemand ist, der nein sagen kann … der alles abschlagen kann, sogar sich selbst! Gib dir keine Mühe, das zu verstehen. Hat sie geweint?«

»Sie wissen ja, dass sie fast genauso groß und kräftig ist wie ihr Sohn. Erst hat sie angegeben und von oben herab getan. Wenn das so weiterginge, wollte sie sich einen Anwalt nehmen. Ich habe sie gefragt, ob ihr Sohn in den letzten Tagen verreist gewesen sei, sie hat merklich gezögert …

›Ich glaube, er war geschäftlich in Niort.‹

›Sind Sie sicher, dass er in Niort war? Ist er über Nacht weggeblieben?‹

›Weiß ich nicht mehr.‹

›Sie wollen das nicht mehr wissen, obwohl Sie beide ganz allein hier im Haus leben? Könnte ich mir vielleicht mal die Zimmer ansehen? Ich habe keinen Haussuchungsbefehl hier, aber falls Sie sich weigern …‹

Wir sind in den ersten Stock rauf. Da war es allerdings genau so, wie Sie gesagt haben, altes Haus, alte Möbel, große Schränke, Anrichten, Familienfotos.

›Welchen Anzug trägt Ihr Sohn immer, wenn er in die Stadt fährt?‹

Sie nahm ihn aus dem Schrank: ein blauer Kammgarnanzug. Ich habe die Taschen durchsucht und diese Hotelrechnung aus Nantes darin gefunden.



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